Vietnam - Wie können wir in einem Land aktiv sein, in dem der Staat praktisch alles kontrolliert? Ein Balanceakt zwischen Zusammenarbeit mit den Behörden und ein sich Einsetzen für die Begünstigten.
Während Vietnam in den vergangenen Jahrzehnten einen spektakulären wirtschaftlichen Aufschwung erlebt hat, hat sich die politische Lage nicht verändert. Überwachung, Bürokratie und das Ein-Parteien-System gehören zum Alltag von Trinh, unserer lokalen Koordinatorin. Sie muss sich klug im System bewegen und ihre Stärken einsetzen.
Es braucht Geduld, um von den Behörden Genehmigungen zu erhalten. In einigen Fällen dauert es sogar mehrere Monate, bis den Projekten auf allen Verwaltungsebenen – von der Gemeinde bis zur Provinz – zugestimmt wird. Dann müssen wir jeweils mehr Zeit für die Umsetzung einplanen und den Zeitplan anpassen.
Wir engagieren uns langfristig für die DorfbewohnerInnen, InitiantInnen und TrägerInnen des Projekts. Letztlich können wir das Projekt aber nur mit Hilfe des Staats durchführen, der uns die nötigen Genehmigungen erteilt.
Trinh überweist das Geld den Unternehmen erst, wenn alles vertragsgemäss abgeschlossen ist. Dieses Vorgehen ist eher unüblich, gewährleistet aber Qualität und verhindert Korruption.
Vertrauen ist entscheidend für eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit den Vertragsparteien. Und es braucht Zeit, bis Vertrauen entsteht. Dort, wo wir schon lange präsent sind, kennen uns die Behörden, und sie erleichtern die Verwaltungsverfahren so weit wie möglich. Dies ist ein klarer Vorteil. Wenn wir in einer neuen Provinz tätig sein wollen, müssen wir deshalb klein anfangen und mit nur einem Projekt starten.
Dank Trinhs Beharrlichkeit und Erfahrung erfüllen die Projekte ihren Zweck: Nämlich den Bedürfnissen der DorfbewohnerInnen, die ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen, gerecht zu werden. Dies ist das Markenzeichen von Nouvelle Planète.
Roman Twerenbold
Übersetzt von Pia Bangerter