Madagaskar - In der Gemeinde Ambatomena liegt das Schulsystem am Boden. Eine koordinierte und gross angelegte Intervention ist die einzige Möglichkeit, um Abhilfe zu schaffen.
In Ambatomena liegt die kommunale Einschulungsrate offiziell bei 75,7 Prozent. Diese Zahl sagt jedoch weder etwas aus über die Unterrichtsbedingungen noch über die Qualität der Betreuung der SchülerInnen. Von den 14 öffentlichen Schulen verfügen nur fünf über Gebäude in gutem Zustand, von denen zwei bereits von Nouvelle Planète renoviert wurden. Der Grossteil der anderen wurde von den Gemeinschaften mit den vorhandenen Mitteln gebaut. Der Unterricht findet normalerweise täglich zwischen 7:30 Uhr und 12:30 Uhr statt, aber die schwüle Hitze im Sommer, die hohe Luftfeuchtigkeit, während der Wirbelsturmzeit und die eisige Kälte im Winter führen immer wieder zu Unterbrechungen. Hinzu kommt ein Mangel an Lehrkräften. Derzeit unterrichten 59 Lehrkräfte die 3’000 SchülerInnen, was einem Durchschnitt von mehr als 50 SchülerInnen pro Lehrkraft entspricht. Als Folge dieser Situation liegt die Erfolgsquote bei den Abschlussprüfungen der Grundschule derzeit bei 56,7 Prozent!
Glücklicherweise sind die vielen Kinder lernbegierig, die Eltern der SchülerInnen bereit sich zu engagieren und die LehrerInnen sind engagiert. Diese Mobilisierung stellt die letzten Bollwerke dar. Im Austausch mit den Akteuren der 14 öffentlichen Schulen in Ambatomena entstand ein Traum, der vielleicht ein wenig verrückt klingt: Ein Sechsjahresprogramm wurde geboren.
Es wird darin bestehen: :
- 26 Klassenzimmer zu bauen,
- 33 Klassenzimmer zu sanieren,
- 59 Klassenzimmer auszustatten,
- 13 Toilettenblöcke, 15 Schulkantinen, 13 Brunnen und 13 Schulgärten einzurichten,
- Schulbücher und didaktisches Material bereitzustellen,
- die Kompetenzen der Lehrkräfte durch Schulungen stärken,
- Lobbyarbeit zu betreiben, damit der Staat zusätzliche Lehrkräfte zuweist und deren Betreuung verbessert,
- Elternvereinigungen zu unterstützen,
- Aufklärungskampagnen zu den Themen Schulbildung, Hygiene und Umwelt durchzuführen.
Es geht um die Zukunft der derzeit 2’985 SchülerInnen und ihren 59 Lehrkräften sowie um die Zukunft der 1’856 nicht eingeschulten Kinder und auch der 3’500 Kinder, die ins schulpflichtige Alter kommen.
Angesichts der Situationen, auf die wir in unseren Interventionsgebieten stossen, fühlen wir uns in Bezug auf die schulische Situation hilflos. Es besteht die Möglichkeit, eine besonders bedürftige Schule zu unterstützen, doch die Auswirkungen sind sehr begrenzt. Ein ehrgeiziges Programm, wie es in der Gemeinde Ambatomena geplant ist, ermöglicht es, die zahlreichen Faktoren anzugehen, die für das Scheitern des Systems verantwortlich sind. Ein solches kann die Mutlosigkeit der BewohnerInnen einer ganzen Region verhindern.
Xavier Mühlethaler
Übersetzt von Janine Teissl